Schulstart mit Herz

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Hausaufgaben mit deinem Erstklässler und dem Geschwisterkind erledigen – wie es funktionieren kann

In regelmäßigen Abständen gebe ich Gastautoren hier die Plattform Gastbeiträge zu veröffentlichen. Alle Gastautoren sind Experten auf ihrem Gebiet und haben eine große Gemeinsamkeit. Bei Schulstart mit Herz dreht sich alles um Vorschule, Grundschule und die allgemeinen Herausforderungen vor, während und nach der Einschulung bei den Kids, aber auch bei den Eltern.

Ihr erhaltet somit auch hier eine Menge toller Tipps und Impulse, um euch den Schulstart so angenehm wie möglich zu gestalten.

Der heutige Gastartikel ist von der lieben Sabine Allery verfasst. Sabine ist bindungs- und beziehungsorientierte Elternberaterin (zertifiziert durch Katia Saalfrank) und unterstützt mit konkreten Schritten und Impulsen Eltern im Umgang in der Autonomiephase.

Du möchtest dein Schulkind stressfrei bei den Hausaufgaben unterstützen?
Aber ihr kommt einfach nicht zur Ruhe. Das Geschwisterkind stört euch permanent:

  • es möchte was trinken
  • es möchte spielen, aber natürlich nicht alleine
  • es stellt Fragen
  • es albert herum
  • es will bei euch bleiben, aber es stört ständig

Nun fühlst du dich als Mama deines Erstklässlers und deines Kleinkindes hin- und hergerissen?

Du möchtest so gern beiden Kindern gerecht werden und deren Bedürfnisse erfüllen?

Du fühlst dich ratlos und überfordert? Dies sind zwar keine schönen Gefühle. Sie machen dich traurig und evtl. auch handlungsunfähig. Aber du kannst dir die Ratlosigkeit auch zunutze machen:

Wie wäre es,

  • innezuhalten
  • einen Schritt zurückzugehen
  • die Entwicklungsphasen und die Persönlichkeit deiner Kinder zu berücksichtigen
  • die schwierige Hausaufgabensituation mal aus der Perspektive deiner Kinder zu betrachten?

Dies kann dir helfen, deine Kinder besser zu verstehen und die Hausaufgabensituation bedürfnisorientiert neu zu gestalten.

Lass uns die Schritte einmal anschauen:

1. Innehalten

Atme durch – du darfst auch mal ratlos sein. Sei nicht zu streng mit dir selbst. Gerade Mamas neigen dazu, alles richtig machen zu wollen. Sei geduldig mit dir und deinen Kindern. Ihr seid auf dem Weg. Schau auf das, was schon gut gelingt.

 

Sabine Allery - Elternberatung mit Herz

Sabine Allery

bindungs- u. beziehungsorientierte Elternberaterin*

Als zertifizierte bindungs- und beziehungsorientierte Elternberaterin nach Katia Saalfrank helfe ich gestressten Eltern raus aus Überlastung hin zu Leichtigkeit und Freude im Umgang mit ihren Kleinkindern.

Ich ermutige Eltern, ihre Kleinkinder dabei so zu unterstützen, dass sie fühlen “ICH BIN GUT, SO WIE ICH BIN”.

Als Mutter von zwei erwachsenen Söhnen und meiner 5-jährigen Tätigkeit in der U3-Betreuung weiß ich genau, wie du dich fühlst. Ich sehe deine jetzige Überforderung und werde dich so unterstützen, dass du wieder durchatmen kannst und du deine Lebensfreude zurückgewinnst.

Mein Fokus liegt auf der Beratung von Eltern mit Kleinkindern in der herausfordernden Autonomiephase/Trotzphase. Hier kann ich meine über Jahre gesammelte Praxiserfahrung und mein ganzes Wissen wunderbar einbringen und an Eltern weitergeben.

* zertifiziert durch Katia Saalfrank

2. Einen Schritt zurückgehen

Wann und an welchem Punkt ist es schwierig geworden?
Schau auf das Verhalten der Kinder – ohne zu bewerten.
Dies sind wertvolle Signale.
Begib dich auf die Suche nach den Gefühlen und Bedürfnissen deiner Kinder.
Hast du zu hohe Erwartungen an dich und deine Kinder?
Wie gestaltest du Übergänge?

Entwicklungsphasen und Persönlichkeit der Kinder berücksichtigen

Verstehen,
– warum das Geschwisterkind stört
– warum das Schulkind keine Lust auf Hausaufgaben hat etc.

Kinder sind Teamworker; sie wollen kooperieren – sie wollen ihren Eltern gefallen.  Wenn Kinder aufhören, zu kooperieren, kann dies zwei Gründe haben:

Überforderung:

Es kann eine emotionale oder körperliche Überforderung eintreten (zu hohe Erwartungen seitens der Eltern und/oder der pädagogischen Fachkräfte in Kita und Schule), Stress, Müdigkeit, Hunger etc.

Überfordere ich mein Kleinkind, wenn ich es bitte, Rücksicht zu nehmen und nicht ständig zu stören?

Ja! Wenn wir das von zwei- bis vierjährigen Kindern erwarten, überfordern wir sie. Um rücksichtsvoll  reagieren zu können, muss ein Kleinkind in der Lage sein, empathisch zu agieren. Weiterhin muss es über eine gewisse Impulskontrolle verfügen.

Ab wann können das die Kinder?
Bis Kinder wirklich emphatisch sein können, dauert es eigentlich bis zum sechsten Lebensjahr.

Die Erwartung, dass Kinder alleine spielen, ist unrealistisch. Sie haben ein großes Bedürfnis nach Nähe und Zuwendung Gerade, wenn du mit deinem anderen Kind beschäftigt bist, fällt es ihnen besonders schwer.

Kränkung:

In Überforderungssituationen fallen Eltern oftmals in alte Erziehungsmuster zurück und üben durch Strafen und Drohungen (Wenn …, dann …) elterliche Macht aus. Dadurch kränken und/oder beschämen sie ihre Kinder. Die Bedürfnisse und/oder die Persönlichkeit der Kinder werden missachtet.

Strafen und Konsequenzen wirken manchmal kurzfristig, weil sich die Kinder aus Angst den Eltern anpassen. So kann sich eine von Liebe, Wertschätzung und Vertrauen geprägte Beziehung nicht entwickeln.

Perspektivenwechsel:

Was brauchen deine Kinder, wenn sie aus Kita und Schule abgeholt werden? Was brauchen sie, um gut zu Hause anzukommen?

Deine Kinder kommen gestresst aus Schule und Kita heim. Es ist für die kleinen Großen ganz schön anstrengend, sich über viele Stunden mit so vielen Kindern (und auch Erwachsenen) auseinanderzusetzen. Wenn sie heimkommen, vergiss nicht, dass deine Kinder schon viel Kooperationsbereitschaft leisten mussten.

Du darfst deinen Kindern erst mal zuhören. Vielleicht meckert dein Erstklässler über die doofe Schule. Ja, das darf er. Er darf davon überfordert sein. Das Geschwisterkind ist weinerlich. Es kann sich im Moment noch nicht anders ausdrücken. Es hat noch keine Worte für die Gefühle, die so überwältigend sein können. Vielleicht streiten sich die Geschwister auch. Ja, es ist anstrengend. Aber sie brauchen gerade jetzt deine Begleitung und deine Aufmerksamkeit.

Wichtig ist, deinen Kindern Raum für die Verarbeitung zu geben. Sie brauchen viel Nähe und Verständnis.

Mit diesem Wissen kannst du deine Kinder gut in schwierigen Situationen begleiten.

Wann wäre denn nun der beste Zeitpunkt, die Hausaufgaben zu erledigen?

Durch deine Nähe und dein Verständnis konnten deine Kinder nach den anstrengenden Stunden in Schule und Kita bei dir sozusagen auftanken. Sie fühlen sich nun wieder geborgen und sicher.

Wie wäre es, wenn ihr vor den Hausaufgaben noch eine halbe Stunde an die frische Luft geht? Die Kinder könnten sich so richtig austoben und neue Energie tanken.

Mit frischem Elan sollte euch ein sicherer Übergang zu den Hausaufgaben gelingen.

Du hast vorausschauend schon im Vorfeld mit deinem Erstklässler besprochen, wo und wie die Hausaufgaben erledigt werden können.

Lies dazu gern den Blogbeitrag “Hausaufgaben selbständig erledigen – so kommt ihr an euer Ziel” mit vielen hilfreichen Tipps. (Bitte Link klicken.)

Wie und womit kann sich in dieser Zeit das Geschwisterkind beschäftigen?

Wichtiger Tipp!

Gib deinem Kleinkind Orientierung. Erkläre ihm kindgerecht, dass das große Geschwister nun seine Hausaufgaben erledigt und es dafür auch unbedingt Ruhe braucht.

Erkläre, dass du den großen Bruder/die große Schwester bei Bedarf dabei unterstützen wirst. Ggf. machst du auch eine Zeitangabe. Da dein Kind noch kein Zeitgefühl hat, könnte hier eine Sanduhr visuell hilfreich sein.

Je kleiner das Geschwisterkind ist, umso weniger wird es bereit sein, diese Zeit alleine zu verbringen. Wenn du weißt und akzeptierst, dass es von der Hirnreife her noch gar nicht in der Lage ist, alleine zu spielen, wirst du deine Erwartungen entsprechend anpassen.

Es liegt einfach in der Natur des Kindes, dass es bei dir bleiben will. Dann beziehe es auch mit ein. Lass dein Kind Dinge zum Spielen/Basteln aussuchen. Dinge, die deinem Kind Freude bereiten und die es evtl. schon alleine bespielen kann. Denn das, was deinem Kind Freude macht und was auch leicht fällt, wird es wahrscheinlich konzentriert und in Ruhe allein oder in deiner Nähe ausüben.

Weitere Ideen für die ruhige Hausaufgabenzeit:

  • Schaffe für das Geschwisterkind ein „eigenes“ Hausaufgabenheft an. Hier könnte es z.B. Sticker (ggf. mit deiner Hilfe) einkleben.
  • Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten:
    Hörspiel oder ruhige Instrumentalmusik hören
  • Nimm eine Audiodatei mit den Lieblingsgeschichten deines Kindes auf. Diese kann es dann abspielen, während du dich um das Schulkind kümmerst.
  • Bilderbücher anschauen

Hol dir Inspirationen aus dem World-Wide-Web. Dort findest du unzählige Ideen. Du kennst dein Kind am besten und weißt, wofür es sich begeistern und womit es sich vielleicht auch alleine beschäftigen kann.

Erwarte aber nicht zu viel von deinen Kindern. Gib dir und deinen Kindern die Möglichkeit, gemeinsame Routinen zu finden, die ausprobiert werden dürfen. Routinen dürfen sich im Laufe der Entwicklung immer wieder ändern und angepasst werden.

Schau mit deinem Herzen auf das, was gut klappt. Freue dich – auch gemeinsam mit deinen Kindern – über all die Momente, die glattlaufen.

Denn all das sind enorme Leistungen, die die kleinen Kinder erbringen – Tag für Tag.

Freut und feiert euch!

Lebt ein Miteinander und kein Gegeneinander – so könnt ihr gemeinsam wachsen und lernen.