Schulstart mit Herz

Erste Hilfe bei Schulangst: Unsichere, frustrierte und ängstliche Kinder verstehen und stärken

“Es gibt keine Grenzen. Nicht für den Gedanken, nicht für die Gefühle.
Die Angst setzt Grenzen.”

(von Ingmar Bergmann)

Schaut dein Kind mit Angst in Richtung Schuleintritt, ist frustriert in der Schule oder kippt die Stimmung mit plötzlichen Wutausbrüchen zu Hause? Oder hat dein Kind sogar Schulangst?

Sicherlich kennst du die eine oder andere Emotion und Gefühlsausbrüche von deinem Kind. Was das mit dir zu tun hat und wie du dein Kind dabei besser verstehen und du selbst ganz viel unterstützen und dein Kind stärken kannst, erfährst du in meinem neuen Blogartikel.

Erste Anzeichen einer Schulangst

Angst vor der Einschulung, vor Klassenarbeiten, Mobbing, andere soziale Konflikte und vieles mehr sind nur ein paar Themen, warum Schulangst weiter verbreitet ist, als man als Elternteil erahnt. Doch wann ist Angst vor der Schule auch eine ausgereifte Schulangst und nicht mehr im normalen Rahmen von Nervosität zu betrachten?

Erste Anzeichen für eine mögliche Schulangst sind häufig wiederkehrende Bauchschmerzen, Übelkeit oder tägliche Diskussionen mit dem Kind, um nicht in die Schule zu müssen.

Diese sind nur ein Bruchteil von Symptomen, die mit einer Schulangst einhergehen. Dabei gibt es nicht nur die klassische Schulangst, sondern auch die Schulphobie.

Worin unterscheiden sich Schulangst und Schulphobie?

Kind versteckt sich mit Teddy im Arm hinter einem Baum, weil es Angst hat.

Die Schulangst wird mit einer potenziellen Gefahr oder Bedrohung innerhalb der Schule verknüpft. Dies kann die Angst vor Mobbing in der Schule sein, die Angst vor einem bestimmten Lehrer, vor dem Sportunterricht, weil das Kind immer als letztes gewählt wird. Dies wird vom Kind als Ablehnung seiner selbst gewertet und kann als Angst in Verbindung mit dem Sportunterricht verbunden werden. Hier gibt es noch unzählige angst machende Möglichkeiten. Dies ist aber immer in Verbindung mit deinem Kind zu sehen. Nicht jedem Kind macht die gleiche Situation Angst und die Angstschwelle ist eine andere. Hier spielen viele Dinge eine Rolle. Zum Beispiel der Charakter deines Kindes. Ist es ein übervorsichtiges und zurückhaltendes Kind oder ein eher temperamentvolles Kind?

Symptome bei Schulangst können u. a. sein: Abkapselung/Rückzug, Erschöpfung, Müdigkeit, Unruhe, Herzrasen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Luftnot, Durchfall, Erbrechen, Schwitzen, Stimmungsschwankungen etc.

Bei der Schulangst lässt sich beobachten, dass die Symptome meist zum Wochenende und in den Ferienzeiten verschwinden.

Bei der Schulphobie können ebenfalls alle Symptome einer Schulangst eintreten. Der Unterschied der Schulphobie ist ein Konflikt des Kindes in sich selbst und hat in der Regel nichts mit Angst innerhalb der Schule zu tun, sondern äußert sich z. B. durch Trennungsängste. Das Kind hat starke Emotionen von zu Hause wegzugehen, möchte z. B. nicht Fremdübernachten, folgt Mama oder Papa auf Schritt und Tritt, möchte einfach nicht allein sein.

Da sich diese Symptome auch außerhalb der Schulzeit darstellen, sind hier Gründe wie u. a. Verlustangst, ein überbehütetes zu Hause, Kontrollverlust oder Bindungsprobleme zu einer Bezugsperson zu nennen. Das Problem der Schulphobie liegt also nicht in der Schule, sondern zu Hause oder im näheren Umfeld des Kindes.

Ist die Schulangst noch normal?

Ein gewisser Grad an Nervosität ist normal. Wenn eine Klassenarbeit, Präsentation oder Gruppenarbeit ansteht, bekommen die meisten Kinder ein unwohliges Gefühl im Bauch, schweißnasse Hände und manche auch das ein oder andere Symptom mehr. Es sind alles Ausdrücke des Körpers für eine ungewohnte Situation, in denen die Kinder unsicher sind. Dies muss nicht gleich in einer Angst enden. Auch die Schulstarter-Kinder müssen sich erst in neue Situationen, mit neuen Anforderungen und neuen Strukturen einfügen. Das erfordert Selbstsicherheit. Manche Kinder benötigen dafür ein paar Tage länger, bis sie sich daran gewöhnt und ihren Platz gefunden haben.

Wenn jedoch Angst vor der Schule (aus diversen Gründen) und oben genannte Symptome in Verbindung mit der Schule immer wieder und für einen längeren Zeitraum auftreten, dann sollte genauer hingeschaut werden. Wichtig ist, dass du stets mit deinem Kind im Austausch stehst und erkennst, was das eigentliche Problem in oder an der Schule ist.

Was kann ich für mein Kind tun?

Zunächst einmal gilt es nicht in Panik zu verfallen. Damit ist dir und deinem Kind nicht geholfen. Denn ihr seid gar nicht so hilflos, wie dies zunächst erscheint. Und schon einmal vorweg, Schulangst ist leicht therapierbar.

Auch hilfst du deinem Kind nicht, wenn du es mit einer Krankschreibung aus der Schule nimmst. Damit wird das Problem nicht ausgelöscht, sondern nur vertagt. Dabei sollte auch die Schulpflicht in Deutschland nicht vergessen werden.

Wichtig ist es, dass du dein Kind verstehen lernst. Es ist keine böse Absicht von deinem Kind, wenn es nicht in die Schule gehen will. Oft können Kinder einfach nicht, auch wenn sie wollten. Der Körper fängt an zu streiken und macht, was er will. Dein Kind ist gefangen in den eigenen Emotionen, in seiner eigenen Angst. Leider betrifft diese besondere Situation nicht nur dich und dein Kind, sondern die komplette Familie. Hier hilft es, frühzeitig anzusetzen und viel Geduld mitzubringen. Bringe deinem Kind viel Verständnis gegenüber, akzeptiere seine Angst, Wut und bagatellisiere nicht, aber dramatisiere auch nicht. Biete deinem Kind Hilfe an und begleite es durch die Schulangst und das entsprechende Problem. Hole dir externe Hilfe, falls dir das Problem im ersten Moment als unlösbar erscheint. Hier sind erste Anlaufstellen u. a. der/die Klassenlehrer/in , Schulsozialberater/in oder auch der/die Kinderarzt/Kinderärztin. Sprich mit deinem Umfeld darüber, um Transparenz und Verständnis für diese sensible Situation zu erfahren, z. B. durch deinen Arbeitgeber, deiner Familie und Freunde.

Erfrage bei deinem Kind, wie es sich in dieser Situation fühlt. Welche Herausforderungen gibt es? Was macht dir Bauchschmerzen? Lasse dein Kind Zeichnungen anfertigen und sprecht im Anschluss darüber. Dies ist eine zauberhaft einfache Methode, um mit deinem Kind ins Gespräch zu kommen und Probleme zu erfahren.

Arbeite mit deinem Kind an seinen Stärken und Potenzialen. Denn dein Kind ist stärker, als es die Emotionen und Gefühle in dieser Situation zulassen wollen. Dies kannst du mit z. B. Selbstbewusstseinstraining oder Konfliktlösetraining erreichen.

Genauso wie es sich mit der Angst verhält, ist es mit explosionsartigen Wutausbrüchen. Meist beginnt dies schon im Vorschulalter. Oft stehen die Eltern ratlos da und wissen nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen.

Ein Wutausbruch sind potenzierte unverstandene Gefühle und Bedürfnisse. Hier kommt sinnbildlich das übervolle Wasserfass zum Tragen. Jeden Tag kommen kleine oder größere Tropfen hinein und irgendwann ist das Fass im wahrsten Sinne voll und es schwappt über. Der berühmte Gefühlsausbruch ist da! Kinder sind dann oft selbst von den eigenen Emotionen überrannt und fühlen sich überfordert. Wir verstärken das ganze dann noch, wenn wir selbst ungehalten reagieren und auf der Wutebene mit unserem Kind kommunizieren. Dass der Schuss mehrheitlich nach hinten losgeht und es dich deinem Kind nicht näher bringt, benötigt keiner weiteren Worte.

Auch hier gilt, das Kind zu beobachten, sich hinunterzubeugen und mit dem Kind ins Gespräch zu gehen, sobald es sich beruhigt hat. Lasse dein Kind wieder Zeichnen, was das Problem war. Vielleicht zeichnet es auch wild darauf los und es werden noch weitere unverstandene Themen aufgedeckt.

Drücke diese Wut deines Kindes nicht weg. Mit banalen Aussagen vermitteln wir dem Kind, dass seine Gefühle nicht richtig sind. Dein Kind stellt seine Gefühle infrage. Sie lernen schnell nicht mehr bedürfnisorientiert zu denken und darauf zu vertrauen. Das Selbstbewusstsein wird weniger, die Kinder werden unsicher und sie ziehen sich zurück. Kinder, die so fühlen, haben weniger Selbstvertrauen und sind weniger entscheidungsfreudig. Sie fühlen sich nicht ernst genommen und lehnen sich selbst ab, denn sie denken, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Dies kann sie ein leben lang verfolgen.

Also, lerne dein Kind besser kennen, redet über seine Emotionen und Gefühle. Redet aber auch über DEINE Emotionen und Gefühle, damit dich dein Kind besser versteht. Vermittle deinem Kind, dass die aufkommenden Gefühle in Ordnung sind und diese Gefühle jeder hat.

“Für dein Kind ist es wichtig, dass du es mit seinen Emotionen nicht allein lässt. Innerlich befindet es sich bei einem Gefühlsausbruch in einer Notlage und benötigt deshalb gerade jetzt deine Unterstützung.” (Zitat von Franziska Krüger)

Um nach all den Gesprächen, aber wieder in eine positive Stimmung zu treten, lenke dein Kind ab. Singt gemeinsam ein Lied oder erzählt euch einen Witz. Schaut den Lieblingsfilm deines Kindes oder kocht zusammen euer Lieblingsgericht.

Das innere Kind von Mama und Papa

Wie so oft hier in meinem Blog erwähnt, bist du der Schüssel für dein Kind. Vielleicht hast du schon einmal etwas von deinem inneren Kind gehört?

Jeder Erwachsene hat einen Anteil Kind in sich. Es sind die Prägungen, Erfahrungen und Geschichten der eigenen Kindheit. Wir haben im Laufe der Zeit leider verlernt diesem Anteil genügend Beachtung zu schenken und das innere Kind ernst zu nehmen in seinen Bedürfnissen. Oft verstecken sich nicht verheilte Verletzungen aus der Kindheit. Diese kommen in Situationen zum Ausdruck, in denen wir von den eigenen Emotionen und Gefühlen durchflutet werden. Wir werden urplötzlich laut, ungehalten, streng im Umgang mit unseren Kindern und wissen oft nicht, wo dieser Gefühlsausbruch auf einmal herkam.

Beobachte nicht nur dein Kind, sondern auch dich selbst. Nämlich dein inneres Kind.

Mache nach solch emotionsgeladenen Situation einen Ausflug. Einen Ausflug aus dir selbst und lasse diesen schwierigen Moment noch einmal Revue passieren, reflektiere und fühle in dich hinein. Wo hast DU Bauchschmerzen? Welches Verhalten triggert dich bei deinem Kind und adaptiere es auf deine eigene Vergangenheit? Welche Programme werden bei dir abgespult und versuche sie in Verbindung zu deiner Kindheit zu bringen. Was haben deine Eltern zu dir gesagt und welches Verhalten gezeigt, wenn du eine schlechte Note bekommen hast? Wie hast du dich damals gefühlt? Was waren deine Gedanken? Und zeigst du die gleiche Reaktion auch deinem Kind gegenüber? Dies lässt sich auch auf andere Situationen mit deinem Kind adaptieren. Nimm dir ausreichend Zeit und reflektiere einmal. Beachte aber bitte, dass du nicht schlecht über dich denkst, redest und dein schlechtes Gewissen weiter trägst. Hier läufst du Gefahr, diese Situation dir und deinem Kind gegenüber zu verschlimmern.

Unser inneres Kind ist unser stetiger Begleiter. Es zeigt uns nicht nur unangenehme Emotionen, sondern auch besonders tolle Emotionen, z. B. Spaß, Freude und eine Menge mehr. Akzeptiere dein inneres Kind, stehe in Kommunikation mit diesem. Es möchte genauso gehört und verstanden werden, wie dein eigenes Kind.

Dein Kind empfängt eine Vielzahl an Emotionen, Gefühlslagen von dir und scheint manchmal besser mit deinem inneren Kind in Kontakt zu sein, als du selbst. Strahlst du unbewusst Unsicherheiten oder Ängste in bestimmten Momenten aus, dann übernimmt dies dein Kind und wird ebenfalls unsicher und ängstlich.

“Ihr müsst der Mensch werden, die beste Mutter für dein inneres Kind, das es sich nur vorstellen kann. Ihr müsst diejenigen werden, die es in den Arm nimmt. Ich höre dich, ich sehe dich.” (Zitat von Laura Hainzl)

Fazit

Schulangst, aber auch Wutausbrüche kommen nicht von jetzt auf gleich. Beides sind schleichende Prozesse. Dennoch sind beide Themen nicht miteinander vergleichbar, aber bei beiden sollten die Kinder beobachtet werden. Bei beiden Themen solltet ihr eurem Kind ganz nahe stehen und es verstehen lernen.

Oft diktieren wir unseren Kindern, was gut für sie ist. Wir dürfen aber erkennen, dass wir nicht unser Kind sind. Unser Kind ist eigenständig, geht seinen eigenen Weg, mit allen Erfahrungen und Fehlern. Wir können für unser Kind da sein. Wir können zuhören, unterstützen, aber uns auch lösen und unserem Kind das Vertrauen schenken, die Dinge so anzugehen, wie es diese gern machen möchte.

Dabei vergesst bitte nicht euer Kind zu loben. “Ein Lob ist an den richtigen Stellen so viel mehr wert als gute Noten.” (Zitat von Vivienne Kettner)

Wie kannst du deinem Kind noch stärker begegnen, die Bedürfnisse beachten und wieder Frieden schenken? Noch mehr Tipps, Impulse und grandiose Vorträge mit geballtem Expertenwissen findest du in meinem SchulSTARt-Kongress. Melde dich jetzt an und stärke dein Kind, dich und die gesamte Familie.